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Serie " Hier geht`s lang"                     

MP Bericht u. Foto Susanne Wiedemann19.08.2009

Gästeführerin ist  fasziniert von der Magie des zweiten Blicks

Andere Blickwinkel finden, die Vergangenheit menschlich werden lassen. Ein Rundgang mit Evamaria Bräuer bietet das Überraschende im Alltäglichen.

„So ein entzückendes Gesicht.“ Evamaria Bräuer ist immer wieder hingerissen von der Schönheit eines Madonnengesichtes im Gotikmuseum. Diese Figur hat wie ihr Vorbild Maria gelitten. Die Zeit hat Spuren hinterlassen, die Statue sieht auf den ersten Blick ziemlich mitgenommen aus. „Ich habe gelebt“, sagen die Falten, die Furchen.

Madonna das Lieblingsstück

Evamaria Bräuer zeigt den Wert des zweiten Blicks. Genauer hinzuschauen, etwas besonderes da zu entdecken, wo man sonst einfach vorbeigehen würde. Wie an dieser Madonna, ihrem Lieblingsstück. „Es zeigt die Frau der Gotik“, sagt sie. Oder an dem putzigen kleinen grünen Drachen, der eher ausschaut wie ein Krokodil. Das Tierchen lugt in der Spitalkirche unter dem Fuß einer Muttergottes hervor - Symbol für das Böse, das die Gottesmutter bezwingt. Oder an den Heiligen Drei Königen, hoch an der Stadtpfarrkirche: Drei Männer, drei Lebensalter, drei Blickwinkel auf das Leben. „Da haben viele Gerolzhöfer noch nicht hochgeschaut“, meint die Gästeführerin.

Auf die Spuren von Holden, Heiligen und Hexen („Ich liebe Alliterationen“) führt Evamaria Bräuer durch die Stadt. Nicht belehrend, aufklärend. Aber nachhaltig, das wünscht sie sich. Nachhaltig, das heißt für sie auch, zu erkennen, wie leicht es ist, Leute, die anders sind, auszugrenzen, zu Sündenböcken zu machen. Wie die sogenannten Hexenleute. Deswegen hält sie auch nichts davon, eine solche Führung mit zu viel Klamauk zu verbinden. Irgendjemand hat mal vorgeschlagen, es könnte doch jemand als Hexe verkleidet aus dem Gebüsch springen und die Leute erschrecken. Das hat ihr nicht behagt. 

261 Hexen starben

Gerolzhofen war Haupthexenrichtplatz im Bistum Würzburg. 261 starben hier zwischen 1615 und 1619, erzählt Evamaria Bräuer am Eulenturm. Der hat seinen Namen übrigens nicht von VNachtvögeln, die da drinnen leben. Er hieß früher Fewlen-Turm. Da steckt das moderne Wort faulen drin. Hier warteten Gefangene auf den Henker – faulten im wahrsten Sinn des Wortes vor sich hin. „Immer dienstags starke Brände“, zitiert sie aus einer Chronik über die Hexenverbrennungen.

Frauen, die anders waren, anders aussahen oder dachten, vielleicht sogar mehr wussten, sich in der Medizin auskannten, waren schnell ausgegrenzt früher. Zumal, wenn ein Sündenbock gebraucht wurde – für Klimaveränderungen, Missernten, Unglücke.

Ein Rundgang durch die Stadt wird mit Evamaria Bräuer auch zu einem Rundgang durch die Sozialgeschichte. Von den Freudenmädchen erzählt sie. Ohne Mitgift keine Heirat, ohne Geld keine Aufnahme im Kloster. Da blieb vielen nichts anderes übrig, als eine „Hübschlerin“ zu werden. Bis ins 16. Jahrhundert gab es ein so genanntes Frauenhaus in der Stadt – verpachtet an den Büttel der Stadt.

Geschichte hat Evamaria Bräuer schon immer interessiert, die Begeisterung für Kunstgeschichte kam später dazu. „Es reicht nicht, was zu wissen, man muss es auch anwenden“, sagt sie. Deswegen erzählt sie gerne Geschichten. Von den Holden, Hexen und Heiligen zum Beispiel. Von den Menschen und deren Leben früher. Und von dem, was Gebäude und Kunstwerke noch heute von ihnen erzählen.

 

 


 

 

 

 


Evamaria Braeuer, Gerolzhofen | info@evamaria-braeuer.de